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Wie Sie Mitarbeiter für Arbeitssicherheit sensibilisieren - Hier lesen

Mitarbeiter effektiv sensibilisieren: Eigenverantwortung für Sicherheit im Beruf

Jedes Unternehmen in sämtlichen Branchen unterliegt heute umfassenden Vorgaben hinsichtlich der Betriebssicherheit. Denn DGUV (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung), Berufsgenossenschaften und nicht zuletzt der Gesetzgeber haben ein breites und tiefes Rahmenwerk geschaffen, an das sich jeder zu halten hat. 

All diese Vorgaben sind äußerst detailliert, durchdacht und praxisnah, wodurch unter anderem die Zahlen von Arbeitsunfällen dramatisch gesunken sind. Waren 1992 noch 1,87 Millionen meldepflichtige Unfälle zu beklagen, so betrug der Wert für 2021 lediglich noch 806.217. So niedrig die Zahl im Vergleich wirken mag, so ist dennoch jeder berufsbezogene Unfall buchstäblich einer zu viel. Das gilt insbesondere bei der Betrachtung der 737 tödlichen Unfälle aus diesem Berichtsjahr. 

Eine große Bedeutung hierbei hat jeder einzelne Betrieb. Denn wenn es hier gelingt, Mitarbeiter umfassend für mehr Eigenverantwortung zu sensibilisieren, lassen sich die Unfallrisiken und Unfallzahlen signifikant drücken. Ein Beweis von vielen: Mitte der 2000er Jahre gab es im Bereich der Berufsgenossenschaft Chemie (heute Teil der BG RCI) eine großangelegte Kampagne zum Thema Stolpern. Sie reduzierte die Unfallzahlen um fast die Hälfte. 

Doch wie können Unternehmer bei sich und ihrem Team ansetzen? Dafür gibt es verschiedene, aufeinander aufbauende Optionen.

Mann trinkt Alkohol am Arbeitsplatz - Arbeitsschutz verbietet diesMann trinkt Alkohol am Arbeitsplatz - Arbeitsschutz verbietet dies

Warum die klassischen Herangehensweisen oft nicht genügen

Zu den typischen Sicherheitspflichten gehört es unter anderem, sowohl beim Onboarding als auch wiederkehrend Unterweisungen durchzuführen. Es müssen umfassende Kennzeichnungen angebracht werden und bei diversen Maschinen und Anlagen sind regelmäßige Checks ebenso Pflicht. 

Doch warum genügt das nicht? Warum etwa wird Schutzausrüstung nicht (richtig) genutzt und oftmals freiwillig mehr auf Leistung und Tempo als auf sicheres Verhalten Wert gelegt? 

Der vielleicht wichtigste Grund: Arbeitssicherheit ist in den Köpfen vieler Menschen negativ konnotiert. Wer Sicherheit hört, muss an Mehraufwand denken, an angepasstes Verhalten, das mitunter der Berufserfahrung und den eigenen Instinkten zuwiderläuft. 

Hinzu kommt eine gefährliche Wechselwirkung: Je sicherer ein Betrieb ist, desto abstrakter und entfernter wirkt der Gedanke an Unfälle. Dadurch entsteht häufig eine gefährliche Routine. Sie kann ihrerseits das Unfallrisiko fördern – wodurch ein hohes Sicherheitsniveau paradoxerweise langfristig das Gegenteil verursachen kann. 

In jedem Betrieb ist es daher nötig, Mitarbeiter für mehr Eigenverantwortung zu sensibilisieren. Zumal die offiziellen Vorgaben zwar Sicherheit möglichst wenig von Wohlverhalten abhängig machen wollen und vieles abdecken, aber eben nicht jede mögliche Individualsituation.

1. Nicht nur über Arbeitssicherheit reden, sondern auch über Arbeitsunsicherheit

Jeder Mitarbeiter sollte theoretisch wissen, wie er Gefahren vermeiden kann, was das Thema für viele trocken bis abstrakt macht. Deshalb kann es hilfreich sein, Mitarbeiter in Meetings und Workshops zusätzlich über unsicheres Verhalten nachdenken zu lassen.

Wer beispielsweise überlegen muss, was er mit einem Gabelstapler tun müsste, um diesen umzuwerfen, der wird unter Umständen einen besseren Bezug zu riskantem Verhalten bekommen. Nebenbei kann diese unkonventionelle Herangehensweise deutlich mehr Aufmerksamkeit hervorrufen, wodurch die Lerninhalte besser vermittelbar sind.

Feuerwehr leistet Erste Hilfe nach BrandFeuerwehr leistet Erste Hilfe nach Brand

2. Staatliche Vorgaben/Maßnahmen ergänzen

Zweifelsohne ist das, was durch die DGUV und andere (halb-)staatliche Stellen erarbeitet wurde, äußerst wirksam, sonst hätten sich die Unfallzahlen nicht so stark reduziert. Jedoch wäre es falsch, seinen Mitarbeitern zu kommunizieren, es würde genügen, sich an diese Vorgaben zu halten.

  • Beispiel 1: Paragraf 23 der bekannten DGUV Vorschrift 1. Theoretisch sagt die Vorgabe alles aus, was es zu wetterbedingten Unfall- und Gesundheitsgefahren und deren Vermeidung zu wissen gibt. Praktisch hingegen fehlt jegliche Information darüber, wie dieses Wettergeschehen aussehen kann. Hier sollten dementsprechend konkrete Witterungszustände und dazugehörige Gefahren detailliert angesprochen werden – bei Hitze drohen schlichtweg andere Risiken als bei Regen und Wind oder bei Glatteis.
  • Beispiel 2: Natürlich gibt es für den Fall einer Berufsunfähigkeit staatlicherseits eine Unfallversicherung und ebenso eine Erwerbsminderungsrente. Doch insbesondere, wenn durch einen Arbeitsunfall eine dauerhafte Erwerbsunfähigkeit eintritt, genügen die Rentensummen in aller Regel nicht zum Erhalt des bisherigen Lebensniveaus. Insofern wäre es nur folgerichtig, Mitarbeiter ebenso über Kosten und Leistungen einer Berufsunfähigkeitsversicherung zu informieren – und ihnen vielleicht sogar bei Vergleichen zu helfen. Denn was eine Berufsunfähigkeitsversicherung kostet, hängt von verschiedenen individuellen Faktoren ab.

Unterm Strich bedeutet das: Mitarbeiter sollten lernen, dass alle staatlichen Maßnahmen nur eine Basis sind. Je detaillierter sie jenseits dieser Basis unterrichtet werden, desto besser. Denn nur dann entsteht ein Grundverständnis für die Notwendigkeit von eigenverantwortlichem Handeln.

3. Für mögliche Konsequenzen sensibilisieren 

Vielfach wird in Schulungen der bestmögliche Weg mit eher glimpflichem Ausgang aufgezeigt. Mitunter ein solcher, auf dem sämtliche Sicherheitsmaßnahmen korrekt ausgeführt werden und der Unfall mit schlimmeren Folgen dadurch gerade noch verhindert wird. 

Werden in derartigen Schulungen ausschließlich „Best Case“-Szenarien besprochen, könnte unter Umständen der Eindruck entstehen, dass im Fall der Fälle stets alles gut ausgeht. Ein alternativer Ansatz wäre es daher, verschiedenste Unfallsituationen in beide Richtungen durchzugestalten und auch einmal vom Schlimmstmöglichen auszugehen. 

Wenn Mitarbeitern beispielsweise vermittelt wird, dass die Folgen eines Sturzes nicht immer nach einigen Tagen verheilt sind, sondern dieser im schlimmsten Fall zu lebensbedrohlichen Verletzungen führen kann, entsteht ein anderer Bezug zu den möglichen Gefahren und dadurch auch zu einem sichereren Verhalten. 

Anders formuliert: Die Gefahren von Fehlverhalten sollten nicht nur der Fantasie der Mitarbeiter überlassen, sondern sachlich und realistisch aufgezeigt werden. Denn nur, wenn eindrücklich vermittelt wird, welche dramatischen Folgen unsicheres Verhalten haben kann, entwickelt sich ein Bezug dazu, warum im Alltag das Befolgen der Maßnahmen so wichtig ist.

Mann liegt nach Arbeitsunfall im KrankenhausMann liegt nach Arbeitsunfall im Krankenhaus

 4. Realistische, persönlich nachvollziehbare Szenarien und Sprache nutzen

Warum sind verschiedene Sicherheitsschilder so wirksam? Weil sie in teils jahrelanger Arbeit auf eine niedrigschwellige, ohne jegliches Vorwissen funktionierende Informationsvermittlung hin optimiert wurden. 

Allerdings können diese Schilder naturgemäß nur eine recht geringe Informationsdichte vermitteln, unter anderem

  • Hochspannung,
  • Gehörschutz tragen,
  • Betreten verboten,
  • Absturzgefahr und
  • Feuerlöscher.

Korrektes, arbeitssicheres Verhalten erfordert jedoch umfassendere Schritte und daher deutlich mehr Informationen. Das ist der Hauptgrund, warum regelmäßige Unterweisungen Pflicht sind. Gerade dort, wo Unternehmen hierfür externe Spezialisten bestellen, zeigt sich oftmals ein häufiges Problem:

  1. Die in solchen Briefings skizzierten Szenarien sind meist allgemein gehalten. Sie beziehen sich weder auf das jeweilige Unternehmen und seine individuellen Arbeitsplätze, noch auf die jeweiligen Mitarbeiter – selbst wenn diese persönlich angesprochen werden.
  2. Die Erklärungen sind sprachlich oftmals kompliziert und dadurch weniger zielführend.

Von dem extern beauftragten Sicherheitsexperten werden zwar alle wichtigen Informationen vermittelt, allerdings ist das Potenzial bei einer alternativen Herangehensweise größer. Erneut spielt hierbei das Thema Abstraktion und Selbstidentifikation eine gewichtige Rolle. 

Durch eine entsprechende Gestaltung solcher Unterweisungen (bzw. generell der gesamten Ansprache, auch z. B. auf Postern, Plakaten etc.) sollte jeder Mitarbeiter sich nicht nur persönlich angesprochen fühlen, sondern in die jeweilige Situation hineinversetzen können.

  • Sämtliche Gefahrensituationen sollten sich maßgeblich am eigenen Betrieb, seinen Praktiken, der Architektur und dem dortigen beruflichen Alltag orientieren. Allgemein gehaltene Szenarien sollten nur genutzt werden, wo dieses Konzept an seine Grenzen stößt.
  • Das alles sollte auf einem möglichst leicht verständlichem Sprachniveau stattfinden. Eine zu fachliche Sprache sollte nur eingesetzt werden, wenn sie nicht vermeidbar ist. Nur durch eine passende Ansprache entsteht eine gute Identifikation mit den vermittelten Inhalten.
  • Wenn es im Team Menschen gibt, die die deutsche Sprache nicht sicher beherrschen, dann sollten die Inhalte möglichst in deren Muttersprache oder mit alternativen Mitteln klar verständlich aufgezeigt werden.
  • Die persönliche Ebene muss einbezogen werden. Die Szenarien sollten daher keine „Musterpersonen“ enthalten, sondern sich konkret auf das Team beziehen.

Einmal mehr gilt hier: Jeder Mitarbeiter muss in die Lage versetzt werden, die enorme Bedeutung seines eigenen verantwortungsvollen Verhaltens erkennen zu können. 

Zusammengefasst

Betrieblicher Arbeitsschutz steht und fällt mit dem sicheren Verhalten und der Kooperationsbereitschaft eines jeden einzelnen Mitarbeiters. Sehr vieles davon stützt sich maßgeblich auf eigenverantwortliches Handeln, weil es unmöglich ist, jedes Teammitglied ständig zu überwachen und anzuleiten. 

Diese Bedeutung der Eigenverantwortlichkeit muss immer wieder betont werden. Der beste Weg dazu ist es, in sämtlichen Maßnahmen die Mitarbeiter ganz persönlich in den Mittelpunkt zu stellen. Nur, wenn jedem glasklar ist, welche Auswirkungen sein eigenes Verhalten haben kann, entsteht eine persönliche Beziehung zu sicherem und unsicherem Verhalten und den potenziellen Folgen – und darüber ein Verständnis, warum Arbeitssicherheit abseits sämtlicher Floskeln tatsächlich „jeden von uns angeht“.

Bildquelle

Titelbild: © Adobe Stock Halfpoint 188238781
Abbildung 1: © Adobe Stock dusanpetkovic1 509399115
Abbildung 2: © Adobe Stock kanpisut 554310723
Abbildung 3: © Adobe Stock Rungruedee 293608637

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